»Religionen müssen mehr Brücken bauen«
Eröffnung der Ausstellung am 3. Dezember 2015
Die Wanderausstellung »Weltreligionen - Weltfrieden - Weltethos« wirbt für eine weltweite Verständigung
auf kulturübergreifende, gemeinsame ethische Werte.
Am Donnerstagabend wurde sie mit einem Vortrag in St. Stephani eröffnet.
Auf die große Leinwand lässt Walter Lange ein rundes Tortendiagramm projizieren. Zu sehen ist ein riesiges Tortenstück, das die finanzielle Belastung Deutschlands zeigt, die von Steuerflüchtigen verursacht wird. Demgegenüber stellt der Lehrer für katholische Religion den Anteil, der für Kriegsflüchtlinge aufgebracht wird – ein verschwindend geringer Anteil. An diesem Donnerstagabend geht es in der St. Stephani-Kirche um die großen aktuellen Fragen der Gesellschaft. |
Walter Lange, Jahrgang 1948, ist Referent der Stiftung Weltethos in Tübingen. Er vertritt die Forderung des Schweizer Theologen und Philosophen Hans Küng. Der Vordenker entwarf die »Erklärung zum Weltethos«, die das Parlament der Weltreligionen im Jahr 1993 in Chicago unterzeichnete. Insgesamt 200 Vertreter aus allen Weltreligionen verständigten sich damals erstmals auf Kernelemente eines gemeinsamen Ethos. Dazu zählen das Prinzip Menschlichkeit, die »Goldene Regel« (verhalte dich gegenüber deinen Mitmenschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest) und die »vier unverrückbaren Weisungen«: Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft und Gleichberechtigung von Mann und Frau. Walter Lange legte dar, dass ein Großteil kriegerischer Konflikte auf religiösen Motiven beruhe. Es könne keinen Frieden unter den Religionen geben ohne einen Dialog zwischen ihnen, so Lange. |
Wissen um Religionen muss gefördert werden
Für einen solchen Dialog brauche es aber immer Brückenbauer. Wichtig sei es, nicht immer wieder Gegensätze, sondern Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Eine große Chance sieht er in der Vorschul- und Schulbildung. »Nur wer die eigene und andere Religionen genau kennt, kann auch untereinander in Dialog treten«, sagt Lange. Gesagt, getan: Schon im Vorfeld führte Pfarrer Jürgen Kohtz Zehntklässler des Schillergymnasiums im Religions- und Ethikunterricht in St. Stephani durch die Ausstellung. »Dabei wurden die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen herausgearbeitet«, sagt Religionslehrerin Christine Fabian. Die Ausstellung, die seit 2000 nicht nur in vielen europäischen Ländern gezeigt, sondern auch in den USA, in Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Taiwan und Malaysia gezeigt wurde, wandert schon im Januar weiter ins Gymnasium. Auf Schautafeln werden acht große Weltreligionen vorgestellt: Hinduismus, die Religionen Chinas, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam, Sikhismus und Bahaitum. Dem folgen die ethischen Botschaften, die sie vermitteln. |
»Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation, wo Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religionen täglich zu uns kommen, erfährt gerade diese Ausstellung eine besondere Bedeutung«, sagte Bürgermeister Sven Hause. Er plädierte für ein Gelingen eines guten interreligiösen Umgangs für eine Haltung, die von Respekt und Interesse am anderen geprägt sei. Dazu gehöre das Wissen um die Religionen, ihre tragenden Überzeugungen im Alttag oder in Festen. Seine Vorstellung ist es für Calbe, dass sich Kitas und Schulen stärker zu Orten des interkulturellen und interreligiösen Lernens entwickeln. |
Andreas Pinkert in: Elbe-Saale Rundblick, Samstag, den 5.12.2015
Plakat zur Ausstellung
pdf-version des Einladungs-Plakats