Verordnetes Unwohlsein
Text von Roland Breitenbach, Pfarrer von St. Michael in Schweinfurt
Mai 2014
Wenn Kardinal Müller, der oberste katholische Glaubenswächter in Rom, seine Stimme erhebt, hat er Bedeutungsvolles zu sagen. »Der katholische Glaube ist keine Wohlfühlreligion« behauptete er jüngst.
Wenn’s stimmt, habe ich in meinem priesterlichen Leben alles falsch gemacht: Kindern habe ich die Fröhlichkeit des Glaubens gelehrt, Jugendlichen gesagt, dass sie zu schönen Erfahrungen und zu einem erfüllten Leben berufen sind, Liebenden erklärt, dass sie ganz in der Spur Gottes leben. Zu Menschen am Rande, zu Benachteiligten, Gescheiterten und Verzweifelten, bin ich auf Augenhöhe gegangen und habe ihnen gezeigt, dass die Türen der Kirche weit offen stehen. Sie sie sollten sich angenommen fühlen, was immer sie auch aus der Bahn geworfen hat. Selbst in Krankheit, Sterben und Tod versuchte ich den Leidenden nahe zu bleiben, damit ihre Hoffnung nicht untergehe. Immer ging es mir darum, zu zeigen, dass Menschen in jeder Situation sich in der Kirche wohlfühlen dürfen. |
Alles falsch, sagt der Kardinal in seiner kurzen Behauptung: Der katholische Glaube sei eine Unwohlsein-Religion. Von allem, was ich seelsorgerlich versucht habe, wäre also genau das Gegenteil richtig gewesen: O mein Gott!
Es mag sein, dass der bestimmende Glaubenswächter, der sich in Rom sehr wohlfühlt und jüngst in Regensburg eine aufwändige Kardinals-Wohlfühlfeier veranstaltete, nur eine blasse Ahnung vom Evangelium hat. Wie könnte er sonst jedes Gespür für die Frohbotschaft Jesu vermissen lassen? Ich bleibe entschlossen bei meiner Linie und halte mich an die Verkündigung dessen, was das Wort Jesu verspricht: »Ich will, dass sie das Leben in Fülle haben« (Joh 10,10). |